Digital Autonomy & (Self-)Regulation
Digital Autonomy & (Self-)Regulation
Der Forschungsschwerpunkt Digital Autonomy & (Self-)Regulation kreist um die Frage, wie eine selbstbestimmte und effektiv (selbst-)regulierte Medien- und Digitaltechnologie-Nutzung in einer permanent vernetzten Alltagswelt aussehen kann. Der Forschungsschwerpunkt ist zunächst motiviert durch die Feststellung, dass Mediennutzung einen enormen zeitlichen Anteil am Alltag der meisten Menschen hat (ca. 7-8 Stunden pro Tag) und insbesondere die Nutzung digitaler Medien wie Smartphones und Social Media nahezu alle Alltagsbereiche weitgehend durchdrungen hat. Im Zuge dieser „Mediatisierung des Alltags“ stellt sich häufig die Frage, wie die Nutzung digitaler Medien und Kommunikation im Spannungsfeld mit anderen wichtigen Alltagsbereichen (bspw. Arbeit, Erholung, zwischenmenschliche Interaktion) erfolgreich (selbst-)reguliert werden kann. Auch wenn es zu dieser Frage viele starke Meinungen gibt, lässt sie sich bisher evidenzbasiert kaum belastbar beantworten. Mit Tagebuchstudien, Experience Sampling Methodik, digitalen Verhaltensdaten und Experimenten untersuchen wir daher die Selektion, Verarbeitung und Wirkung ubiquitärer digitaler Medienangebote durch die Linse (medien-)psychologischer Selbstregulationstheorien sowie im Kontext medien-und digitalpolitischer Regulierung.

Folgende Forschungsstränge und Projekte prägen diesen Forschungsbereich:
In einem ersten Forschungsstrang fokussieren wir dabei das Zusammenspiel von Nutzungsgewohnheiten und Selbstkontrollfähigkeiten von Nutzer:innen. Mediennutzung ist meist hochgradig habitualisiert und folgt diversen Alltagsroutinen. Wir erforschen etwa den Einfluss unterschiedlicher Nutzungsgewohnheiten (bspw. automatisches Smartphone-Checking) und Routinen im Zusammenspiel mit Selbstkontrollmotivation und -kapazität auf eine Vielzahl von Outcomes (bspw. Performanz, Prokrastination, Wohlbefinden).
In einem zweiten Forschungsstrang untersuchen wir den selbstregulatorischen Umgang mit Mediennutzung durch die Brille moralischer, selbstgezogener Emotionen (bspw. Schuld, Scham und Bedauern) sowie unter Einfluss von (Nicht-)Nutzungs- und Erreichbarkeitsnormen. Bspw. haben wir zusammen mit Kolleg:innen der Universitäten Mannheim und Mainz dieses Zusammenspiel bei der mobilen Messenger-Nutzung in einer Reihe von Vignetten- und Laborexperimenten erforscht. In Kollaborationen untersuchen wir zudem aktuell das von Prof. Meier und Prof. Leonard Reinecke (JGU Mainz) entwickelte Appraisal of Media Use, Self-Control and Entertainment (AMUSE) Modell, auch unter Einsatz von digitalen Verhaltensdaten von Streaming-Plattformen (bspw. Netflix).
Der dritte Forschungsstrang rückt die positiven Seiten der selbstregulativen Mediennutzung in den Mittelpunkt: Wir erforschen die Rolle digitaler Medien und Kommunikation für die psychische Bedürfnisbefriedigung, ein zentraler Zweig der psychologischen Selbstbestimmungstheorie. Die menschlichen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit lassen sich – meist mit geringen Kosten – durch Mediennutzung und digitale Kommunikation vielseitig befriedigen, werden durch diese jedoch auch häufig frustriert oder erweisen sich als nicht so effektiv wie erhofft. Wir untersuchen dabei etwa die Rolle von Autonomie in der digitalen interpersonalen Kommunikation für psychische Bedürfnisbefriedigung vs. -frustration. In einem in Zusammenarbeit mit den Universitäten Mainz und Mannheim entwickelten theoretischen Model, dem Integrative Model of Mobile Media Use and Need Experiences (IM3UNE), identifiziert und testet unsere Forschung zentrale Prozesse und Randbedingungen der Bedürfnisbefriedigung und -frustration insbesondere durch mobile Medien.
Ausgewählte Publikationen zu diesem Forschungsfeld:
- Meier, A., Beyens, I., Siebers, T., Pouwels, J.L., & Valkenburg, P.M. (2023). Habitual social media and smartphone use are linked to task delay for some, but not all, adolescents. Journal of Computer-Mediated Communication, 28(3). https://doi.org/10.1093/jcmc/zmad008
- Meier, A. (2022). Studying problems, not problematic usage: Do mobile checking habits increase procrastination and decrease well-being? Mobile Media and Communication, 10(2), 272-293. https://doi.org/10.1177/20501579211029326
- Reinecke, L., & Meier, A. (2021). Media entertainment as guilty pleasure? The appraisal of media use, self-control, and entertainment (AMUSE) model. In P. Vorderer & C. Klimmt (Eds.), The Oxford Handbook of Entertainment Theory. (pp. 203-230). Oxford University Press.
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